Der diabetische Fuss beschreibt Veränderungen an den Füssen, die durch die Folgen eines erhöhten Blutzuckerspiegels (Diabetes mellitus) entstehen. Eine Kombination aus Durchblutungsstörungen kleiner Gefässe, fehlender Schmerzwahrnehmung (Polyneuropathie) und Zerstörung der Fussgelenksarchitektur begünstigt das Auftreten von Wunden an den Füssen der betroffenen Patienten. Bei 60 Prozent aller Diabetiker ist eine Durchblutungsstörung mit Einengung der grossen Arterien (Makroangiopathie) vorhanden, wobei meist die Unterschenkelgefässe betroffen sind. Zusätzlich zeigen auch die kleinen und kleinsten Gefässe deutliche Gefässveränderungen (Mikroangiopathie). Bedingt durch die Gefühlsstörung (diabetische Polyneuropathie) kommt es bei falschen Muskelbalance zu einer Fehlbelastung und in der Folge zu Veränderungen des Fussskelettes. Chronischen Druckstellen bilden sich in Folge, und schliesslich kommt es zu Hautwunden. Auch geringfügige, durch den Patienten kaum bemerkte Verletzungen (Bagatell-Läsionen) können zu nicht heilenden Wunden führen. Bis zu 25 Prozent aller Diabetiker erleiden im Laufe der Jahre ein Fussgeschwür (Ulcus), das oft trocken und von einem dicken Hornhautwall umgeben ist. In 50 Prozent dieser Fälle kann ein Infekt auftreten. In dieser Situation steigt das Risiko für eine Amputation auf bis zu 20 Prozent.

Abklärung und Therapie
Neben lokalen Massnahmen ist eine optimale Blutzuckereinstellung wichtig. Für die weiteren Abklärung und Therapie wird die Beindurchblutung klinisch und apparativ beurteilt und die Sensibilität mit dem Mono-Filament-Test geprüft. Bei Hinweisen auf eingeengte oder gar verschlossene Gefässe, bedarf es einer Bilddarstellung. Mit der Angio-Computertomographie und der Magnetresonanz-Tomographie lassen sich die Gefässe darstellen. Möglich ist auch eine selektive Kontrastmitteldarstellung der Beingefässe mittels Angiografie. Gelegentlich können in der gleichen Sitzung Gefässe kathetertechnisch (Ballon-Dilatation) wieder eröffnet werden. Bei komplexen Gefässveränderungen ist manchmal auch eine Gefässbypass-Operation notwendig. Erst unter bestmöglicher Durchblutung können diabetische Ulzerationen nach einer chirurgischen Wundsäuberung abheilen. Kann eine Makroangiopathie ausgeschlossen werden und liegt keine infektiöse Situation vor, ist eine konsequente Druckentlastung unter Anwendung einer orthopädischen Schuhversorgung sinnvoll. Gelegentlich sind auch operative Eingriffe nötig, um strukturelle Probleme der Fuss-Statik zu verbessern. Bei schweren und ausgedehnten Fuss-Infektionen oder bei abgestorbenem Gewebe (Nekrosen) sind (Teil-)Amputationen oft unumgänglich. Dabei wird oft in einem ersten Schritt nur das infizierte und abgestorbene Gewebe als sogenannte Grenzzonenamputation entfernt. So kann die Infektion unter gleichzeitiger Verabreichung von Antibiotika unter Kontrolle gebracht werden. Wenn nötig und möglich, muss in einem zweiten Schritt die Durchblutungssituation operativ oder mit einem endovaskulären Verfahren (Ballondilatation) verbessert werden. Die Wundbehandlung mit Vakuum-assistierter Wund-Saug-Therapie kann die Wundheilung beschleunigen.

Spezial-Sprechstunde
Für die Behandlung von Patienten mit einem diabetischen Fuss sollten Spezialisten wie Endokrinologen, Angiologen und Gefässchirurgen, Orthopäden und Podologen eng kooperieren. Neben regelmässigen Wundsprechstunden bietet die angiologisch-gefässchirurgische Poliklinik des Inselspitals eine solche interdisziplinäre Sprechstunde für Patienten mit diabetischen Wunden an.