Halsschlagader-Verschlusskrankheit
Unter einer Carotisstenose versteht man eine umschriebene Verengung der Halsschlagader, meist bedingt durch fett- und kalkhaltige Gefässwandeinlagerungen, sogenannte Plaques. In vielen Fällen bleiben diese Veränderungen ohne Folgen für den Patienten, aber es können sich an den Verengungsstellen auch Blutgerinnsel bilden, die das Gefäss verschliessen oder zusammen mit Anteilen von abgelösten Wandveränderungen kleine Gefässe im Hirnstromkreislauf verstopfen und so einen Schlaganfall verursachen. Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in den Industrienationen und die häufigste Ursache für Langzeitbehinderungen im Erwachsenenalter. In ca. 30% der Fälle sind Arterienveränderungen der Halsschlagadern für den Schlaganfall verantwortlich. Man spricht dann von symptomatischen Carotisstenosen. Die Symptome reichen von vorübergehenden (Minuten bis Stunden) Lähmungen, Seh- und Sprachstörungen bis zu einem Schlaganfall mit bleibenden neurologischen Ausfällen. Kurzfristige Lähmungserscheinungen und Sehstörungen sind oft missachtete Warnsymptome, welche unbedingt ernst zu nehmen sind, da das Risiko eines Schlaganfalles innerhalb der folgenden drei Wochen deutlich erhöht ist.
Diagnostik
Die Abklärung der Halsschlagadern erfolgt typischerweise mit Hilfe einer spezieller Ultraschalluntersuchung. Dies erlaubt die Einschätzung des Stenosegrades inkl. Charakterisierung der Plaques. Bevor ein Eingriff an der Halsschlagader in Erwägung gezogen wird, wird eine zweite bildgebende Abklärung, eine Magnetresonanzuntersuchung der Hals und- Hirngefässe und des Hirngewebes benötigt. Dadurch können weitere relevante Veränderungen der Hals- und Hirngefässe ausgeschlossen und gleichzeitig die Diagnose der Carotisstenose bestätigt werden. Als Alternative hierzu, aber vor allem wenn eine Magnetresonanzuntersuchung-Untersuchung aus medizinischen Gründen nicht durchgeführt werden kann, erfolgt eine Computertomographie mit Kontrastmittel.
Wann soll die Carotisstenose behandelt werden?
Patienten mit symptomatischen Carotisstenosen und Verengungen von mindestens 50 Prozent sind wegen ihres erhöhten Schlaganfall-Risikos als dringender Behandlunsfall zu betrachten. Der Nutzen für den Patienten, sofern ein Infarkt oder eine Hirnblutung ausgeschlossen sind, ist umso grösser, je früher die Operation durchgeführt wird. Bei asymptomatischen Stenosen ist die Operationsindikation erst ab einem Stenosegrad von mindestens 70% gegeben, und wenn eine weitere Lebenserwartung des Patienten von mindestens 5 Jahren erwartet werden kann.
Operationstechnik
Die Operation erfolgt in Rückenlage mit leicht abgedrehtem Kopf und wenn immer möglich in Regionalanästhesie. Der Patient bleibt während der Operation wach und kann bei den entscheidenden Schritten, d.h. beim Ausklemmen der Halsschlagader, welcher ein kritischer Schritt der Operation darstellt, neurologisch direkt überwacht werden (z.B. durch kontralaterales Drücken einer "Quietschente"). Wir wählen meist einen Längszugang am Hals und stellen die Gefässe in konsequenter no-touch-technique dar, um zu verhindern, dass Plaqueanteile mit dem Blutstrom in den Hirnkreislauf geschwemmt werden. Nach Gabe von einem blutverdünnenden Medikament (Heparin) wird die Halsschlagader vor und nach der Engstelle ausgeklemmt. Je nach Situation und Zustand des Patienten wird entschieden, ob ein Shunt in das Gefäss eingelegt werden muss, um während der Klemmzeit eine kontinuierliche Hirndurchblutung zu garantieren. Wenn der Patient wach ist ohne kognitive Einschränkungen während des Klemmmanövers, dann wird auf den Shunt verzichtet, da der Gebrauch eines Shuntes, auch bei grösster Sorgfalt, zu einem leicht erhöhten Risiko einer Embolie während der Einlage, führt. Bei wachen Patienten ist ein Shunt in nur ca. 10 Prozent der Fälle notwendig. Die Endarteriektomie (Ausschälung der Plaque und der veränderten Gefässwandanteile) erfolgt entweder als Eversionsendarieektomie oder als klassische Endarieektomie über einen Längsschnitt im Gefäss. Bei der klassischen Endarieektomie wird routinemässig ein Rinderperikardstreifen eingenäht, um das Risiko einer erneuten Stenose in diesem Bereich zu minimieren.
Nachbehandlung
Postoperativ werden die Patienten in der "Intermediate Care"-Abteilung für 12-24h engmaschig überwacht. Die Blutdruckkontrolle nach der Operation ist enorm wichtig. Alle Patienten erhalten nach Carotisendarteriektomie eine lebenslange Therapie mit einem Thrombozytenaggregationshemmer. In erster Linie wird hierfür Acetylsalicylsäure 100mg (1x/Tag) verwendet, gelegentlich auch Clopidogrel 75mg (1x/Tag). Eine Therapie mit beiden Medikamenten ist nur selten notwendig, aber es sollte zusätzlich ein Statin zur Senkung der Blutfette verordnet werden. Die Verlaufskontrollen werden nach 3, 12 und 24 Monaten durchgeführt und schliessen jeweils eine Duplexsonographie beider Halsschlagadern ein. So können etwaige Rezidivstenosen, welche sich meist innerhalb von 6-12 Monate postoperativ entwickeln, frühzeitig entdeckt, der neurologische Verlauf beurteilt und die Einnahme der Sekundärprophylaxe konsequent überprüft werden.
Akute Beinischämie (Durchblutungsstörung der Beine)
Die akute Durchblutungsstörung der Beine, die sogenannte akute Beinischämie, beruht auf einer plötzlichen Unterbrechung der Blutversorgung, was zu einer vitalen Bedrohung des betroffenen Beines führt. Sie gehört bereits heute zu den häufigsten gefässchirurgischen Notfällen, und es ist anzunehmen, dass aufgrund demographischer Entwicklungen das Risiko solcher Durchblutungsstörungen in der Bevölkerung in Zukunft sogar noch zunehmen wird. Die Hauptsorge gilt bei diesem Notfall dem drohenden Verlust des Beines. Bei besonders schweren Fällen ist aber sogar das Leben des Patienten bedroht. Zwei Faktoren bestimmen den Schweregrad: die absolute Dauer der Mangeldurchblutung des Gewebes und wie vollständig die Durchblutung unterbrochen ist.
Diagnostik und klinisches Bild
Wichtigste Planungsgrundlage der Behandlung sind die genaue Krankheitsgeschichte und die klinische Untersuchung. Wichtige Informationen sind Auftreten und Dauer der Beschwerden, das Vorliegen einer Herzerkrankung, eine vorbestehende Durchblutungsstörung der Beine (die sich zum Beispiel als Schaufensterkrankheit äussern kann) und die aktuellen Medikamente, die der Patient regelmässig einnimmt (z.B. blutverdünnende Medikamente jeglicher Art). Hauptursachen für akute Arterienverschlüsse sind Blutgerinnsel, die beispielsweise im Herzen entstanden und von dort mit dem Blutstrom mitgerissen worden sind, und vorbestehende lokale Wandveränderungen (sogenannte Atherosklerose), die zu einer Einengung des Gefässes führen. Seltener sind Gerinnungsstörungen oder unfallbedingte Gefässverschlüsse. Blutgerinnsel aus dem Herz machen ca. 85 Prozent aller akuten Verschlüsse aus. Sie bleiben sehr häufig in den Leistengefässen hängen. In solchen Fällen sind die Symptome meist sehr stark ausgeprägt, da das Gefässsystem ansonsten gesund ist und sich nicht an eine Mangeldurchblutung gewöhnen konnte, und weil das ganze Bein betroffen ist. Zu den häufigsten Symptomen gehören der Schmerz, die Gefühlsstörung, ein abgeblasster weisser Fuss, und die Muskellähmung. Diese akuten Symptome sind bei vorbestehender chronischer Durchblutungsstörung meist weniger stark ausgeprägt.
Therapie
Die erste Massnahme ist die Verabreichung eines Blutverdünners, der das Fortschreiten des Problems verhindern soll. Danach muss der lokale Gefässverschluss wieder durchgängig gemacht werden. Die klassische Methode ist mit Hilfe eines Ballonkatheters, der über einen Leistenschnitt ins Gefäss eingeführt wird. Diese Methode kommt vor allem dann in Frage, wenn der Verschluss die grossen Gefässe betrifft. Je weiter fusswärts der Verschluss liegt, desto eher eignen sich kathethertechnische Saug-Verfahren, für die schmalkalibrige Katheter direkt durch die Haut (ohne Schnitt) eingeführt werden können. In weniger dringenden Fällen kann auch versucht werden, das Gerinnsel medikamentös aufzulösen. Dazu muss ein Spülkatheter 12 bis 24 Stunden im Gerinnsel liegen bleiben, bis das Gerinnsel ausreichend aufgelöst ist. Die Wahl der Behandlung richtet sich also nach dem Lokalbefund, aber auch dem Gesamtzustand des Patienten. Sollte bereits bei Eintritt des Patienten ein so ausgedehnter und nicht mehr behebbarer Gewebeschaden vorliegen, sodass das Bein ohnehin abstirbt, muss eine rasche Amputation durchgeführt werden, um das Leben des Patienten nicht zu gefährden.
Nachbehandlung
Manchmal kommt es nach der Wiederherstellung der Durchblutung zu einer so massiven Schwellung der Beinmuskulatur, dass die überliegende Haut und Muskelhaut eröffnet werden müssen, um für die Muskeln und die Nerven Platz zu schaffen. Diese Wunden können erst nach genügender Abschwellung wieder verschlossen werden. Die sonstige Nachbehandlung richtet sich nach der Ursache der plötzlichen Durchblutungsstörung. Die meisten Patienten brauchen eine medikamentöse Behandlung mittels Blutverdünner, der täglich eingenommen und regelmässig auf seine Wirksamkeit überprüft werden muss. Zusätzlich muss eine mögliche Quelle weiterer Blutgerinnsel gesucht und behandelt werden. Dazu wird unter anderem ein spezieller Herzultraschall sowie ein Langzeit-EKG zum Ausschluss von Rhythmusstörungen durchgeführt. Gelegentlich wird sogar eine Computertomografie des Brust- und Bauchraumes durchgeführt, um Wandschäden mit Ablagerungen in den grossen Schlagadern wie der Brust- oder Bauchschlagader, auszuschliessen. Die Dauer der Blutverdünnung richtet sich nach den Befunden solcher Abklärungen, meist handelt es sich aber um eine Langzeitbehandlung. Liegt der akuten Durchblutungsstörung hingegen primär eine chronische Gefässkrankheit am Bein zugrunde, folgt die (Nach-)Behandlung den Therapierichtlinien für die Schaufensterkrankeit (PAVK), welche in einem eigenen Kapitel ausführlich beschrieben wird.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit)
Die Schaufensterkrankheit wird auch als periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) bezeichnet. Sie ist weit verbreitet. Es handelt sich dabei um eine Krankheit, bei der die Beinschlagadern eingeengt oder verschlossen sind. Risikofaktoren, die dazu führen, sind Bluthochdruck, Alter, Rauchen, Diabetes mellitus, eine Störung des Fettstoffwechsels (erhöhtes Cholesterin) oder chronische Nierenkrankheiten. Bis zu 80 Prozent der Patienten mit peripher arterieller Verschlusskrankheit bemerken nichts von ihrer Krankheit, haben aber trotzdem ein drei- bis sechs-fach erhöhtes Risiko, an einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall zu sterben. Deshalb ist die Diagnose der PAVK auch bei diesen Patienten wichtig, so dass die richtigen Empfehlungen und risikovermindernde Medikamente verabreicht werden können.
Klinisches Bild
Die meisten Patienten mit symptomatischer PAVK berichten typischerweise über anstrengungsabhängige Beinschmerzen, vor allem der Waden- oder Oberschenkelmuskulatur, die nach einer kurzen Ruhepause beim Stillstehen wieder verschwinden. Daher kommt der Begriff Schaufensterkrankheit. Bei der Hälfte dieser Patienten bessern sich die Beschwerden spontan, bei einem Viertel bleiben die Symptome auf Dauer gleich und beim restlichen Viertel ist im weiteren Verlauf mit einer Verschlechterung der Symptome zu rechnen. Nur bei 5 Prozent der Patienten kommt es zu einer schweren Durchblutungsstörung, welche das Bein, aber auch das Leben bedrohen kann. Bei solchen chronisch-kritischen Durchblutungsstörungen sind typische Symptome starke Ruheschmerzen, nicht heilende Wunden oder absterbende Haut.
Diagnostik
Die Diagnose der PAVK beruht auf dem Nachweis einer verminderten Gewebedurchblutung in Ruhe oder nach Anstrengung. Wenn die Fusspulse nicht mehr tastbar sind, kann der Patient bereits eine PAVK haben. Typische weitere Untersuchungen sind das Messen des Knöchel-Arm-Indexes (ABI), wobei ein ABI-Wert von kleiner 0,9 das Vorhandensein einer PAVK beweist. Zur Lokalisierung der Gefässengstellen wird meist eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, welche dann oft durch eine Kontrastmitteldarstellung (Angiografie), Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRI) ergänzt werden muss.
Wann muss die Schaufensterkrankheit behandelt werden?
Patienten mit einer Schaufensterkrankheit laufen selten Gefahr, ihr Bein zu verlieren. Sie profitieren zuerst von einem überwachten Gehtraining. Bei schlechtem Ansprechen der Behandlung oder Invalidität kann eine Ballondilatation unter Umständen eine starke Verbesserung herbeiführen. Liegt eine chronisch-kritische Durchblutungsstörung vor, ist das Bein bedroht. Zur Rettung des Beines ist dann eine dringliche Behandlung notwendig. Die Wahl der Methode (offen chirurgisch, endovaskulär oder kombiniert) hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab und in unserem Gefässzentrum interdisziplinär im Team festgelegt. Die Bedürfnisse des Patienten müssen hier berücksichtig werden.
Operationstechnik
Schwer verkalkte Einengungen im Bereich der Leistenschlagader werden offen mittels Ausschältechnik entfernt (Endarteriektomie). Die Schlagader wird danach mit biologischem Gewebe erweitert (Patch). Bei langstreckigen Verschlüssen der Oberschenkel-, Knie- oder Unterschenkelarterien ist oft eine Überbrückung notwendig. Hierzu wird über mehrere Schnitte die oberflächliche Beinvene (oder auch Armvene) gewonnen. Diese dient als Schlagaderersatz zur Überbrückung (Bypass) der verschlossenen Gefässe. In seltenen Fällen, bei denen der Unterschenkel irreversibel geschädigt ist, muss eine Amputation des Beines ober- oder unterhalb des Knies in Betracht gezogen werden. Dies wird aber erst dann notwendig, wenn keine weiteren Therapiemöglichkeiten bestehen.
Nachbehandlung
Eine medikamentöse Nachbehandlung ist zur Senkung des Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikos notwendig. Nach einer Bypassoperation ist oft eine zusätzliche Blutverdünnung notwendig. Regelmässige spezialärztliche Nachkontrollen sind zur Feststellung von neu auftretenden Engstellen (als Vorbote von vermeidbaren Bypassverschlüssen) notwendig und finden erstmals sechs bis zwölf Wochen nach der Operation statt.
Diabetischer Fuss
Der diabetische Fuss beschreibt Veränderungen an den Füssen, die durch die Folgen eines erhöhten Blutzuckerspiegels (Diabetes mellitus) entstehen. Eine Kombination aus Durchblutungsstörungen kleiner Gefässe, fehlender Schmerzwahrnehmung (Polyneuropathie) und Zerstörung der Fussgelenksarchitektur begünstigt das Auftreten von Wunden an den Füssen der betroffenen Patienten. Bei 60 Prozent aller Diabetiker ist eine Durchblutungsstörung mit Einengung der grossen Arterien (Makroangiopathie) vorhanden, wobei meist die Unterschenkelgefässe betroffen sind. Zusätzlich zeigen auch die kleinen und kleinsten Gefässe deutliche Gefässveränderungen (Mikroangiopathie). Bedingt durch die Gefühlsstörung (diabetische Polyneuropathie) kommt es bei falschen Muskelbalance zu einer Fehlbelastung und in der Folge zu Veränderungen des Fussskelettes. Chronischen Druckstellen bilden sich in Folge, und schliesslich kommt es zu Hautwunden. Auch geringfügige, durch den Patienten kaum bemerkte Verletzungen (Bagatell-Läsionen) können zu nicht heilenden Wunden führen. Bis zu 25 Prozent aller Diabetiker erleiden im Laufe der Jahre ein Fussgeschwür (Ulcus), das oft trocken und von einem dicken Hornhautwall umgeben ist. In 50 Prozent dieser Fälle kann ein Infekt auftreten. In dieser Situation steigt das Risiko für eine Amputation auf bis zu 20 Prozent.
Abklärung und Therapie
Neben lokalen Massnahmen ist eine optimale Blutzuckereinstellung wichtig. Für die weiteren Abklärung und Therapie wird die Beindurchblutung klinisch und apparativ beurteilt und die Sensibilität mit dem Mono-Filament-Test geprüft. Bei Hinweisen auf eingeengte oder gar verschlossene Gefässe, bedarf es einer Bilddarstellung. Mit der Angio-Computertomographie und der Magnetresonanz-Tomographie lassen sich die Gefässe darstellen. Möglich ist auch eine selektive Kontrastmitteldarstellung der Beingefässe mittels Angiografie. Gelegentlich können in der gleichen Sitzung Gefässe kathetertechnisch (Ballon-Dilatation) wieder eröffnet werden. Bei komplexen Gefässveränderungen ist manchmal auch eine Gefässbypass-Operation notwendig. Erst unter bestmöglicher Durchblutung können diabetische Ulzerationen nach einer chirurgischen Wundsäuberung abheilen. Kann eine Makroangiopathie ausgeschlossen werden und liegt keine infektiöse Situation vor, ist eine konsequente Druckentlastung unter Anwendung einer orthopädischen Schuhversorgung sinnvoll. Gelegentlich sind auch operative Eingriffe nötig, um strukturelle Probleme der Fuss-Statik zu verbessern. Bei schweren und ausgedehnten Fuss-Infektionen oder bei abgestorbenem Gewebe (Nekrosen) sind (Teil-)Amputationen oft unumgänglich. Dabei wird oft in einem ersten Schritt nur das infizierte und abgestorbene Gewebe als sogenannte Grenzzonenamputation entfernt. So kann die Infektion unter gleichzeitiger Verabreichung von Antibiotika unter Kontrolle gebracht werden. Wenn nötig und möglich, muss in einem zweiten Schritt die Durchblutungssituation operativ oder mit einem endovaskulären Verfahren (Ballondilatation) verbessert werden. Die Wundbehandlung mit Vakuum-assistierter Wund-Saug-Therapie kann die Wundheilung beschleunigen.
Spezial-Sprechstunde
Für die Behandlung von Patienten mit einem diabetischen Fuss sollten Spezialisten wie Endokrinologen, Angiologen und Gefässchirurgen, Orthopäden und Podologen eng kooperieren. Neben regelmässigen Wundsprechstunden bietet die angiologisch-gefässchirurgische Poliklinik des Inselspitals eine solche interdisziplinäre Sprechstunde für Patienten mit diabetischen Wunden an.
Popliteales Entrapment-Syndrom
Definition und Symptome
Ein popliteales Entrapment-Syndrom (PAES) ist eine symptomatische Einengung der Kniekehlenarterie (A. poplitea) durch Muskeln oder Muskelsehnen in der Kniekehle. In den meisten Fällen sind es fehlverlaufende Muskelzügel der Wadenmuskulatur, welche bewegungsabhängig die Kniegelenksarterie einengen und bei längerer Erkrankungsdauer auch die Gefässwand im betroffenen Bereich schädigen können. In selteneren Fällen kann insbesondere bei Sportlern auch lediglich eine kräftige Muskulatur unter Belastung ursächlich sein. Letztes wird als „funktionelles Entrapment-Syndrom„ bezeichnet. Die Patientinnen und Patienten leiden unter belastungsabhängige Wadenschmerzen, ähnlich wie bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit).
Diagnostik
Bei Verdacht auf PAES erfolgt eine ausführliche Anamnese des Patienten, eine klinische Untersuchung, eine Ultraschall und eine kontrasmittelgestützte Magnetresonanz-Angiographie (jeweils in Ruhe und in Funktionsstellung des Fusses). Als Leitsymptom gilt, dass die Fusspulse bei bestimmten Bewegungen verschwinden. Dazu zählen Streckung des Knies und die Dorsalflexion des Fusses.
Therapie und Nachsorge
Eine operative Dekompression der betroffenen Kniekehlenarterie ist die Therapie der Wahl, ausser beim funktionellen Entrapment-Syndrom. Dabei werden komprimierende Muskelanteile entfernt. Falls bereits eine Schädigung des Gefäßes vorliegt, muss dieses ersetzt werden, meist durch die körpereigene Vene des betroffenen Beins. Im Falle eines Gefässersatzes kann ggf. die Einnahme von Blutgerinnungshemmern (z.B. Aspirin) auf Dauer notwendig sein. Eine weitere regelmässige Kontrolle der Gefässe ist bei Beschwerdefreiheit in den meisten Fällen nicht erforderlich.
Mesenteriale Ischämie (Durchblutungsstörung des Darms)
Akute mesenteriale Ischämie
Im Falle einer akuten Minderdurchblutung des Darms handelt es sich um einen Notfall, der mit einer hohen Sterblichkeitsrate von 60 bis 80 Prozent verbunden ist. Die zentralen Herausforderungen liegen in der oft verzögerten Diagnosestellung und dem raschen Voranschreiten der Erkrankung. Diese zeigt sich durch plötzliche starke Bauchschmerzen, gefolgt von einem (nahezu) beschwerdefreien, sogenannten "stillen" Intervall. Erfolgt keine Behandlung, kann dies eine Bauchfellentzündung sowie lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) zur Folge haben. Die häufigste Ursache ist ein Verschluss der Darmschlagader (Arteria mesenterica superior) durch ein verschlepptes Blutgerinnsel.
Die entscheidenden Faktoren für den Erfolg der Behandlung sind eine unverzügliche Diagnosestellung und sofortige Einleitung der Therapie. Deshalb besteht ab dem Zeitpunkt der Aufnahme auf der Notfallstation eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kliniken für Gefässchirurgie, für Viszeralchirurgie und Angiologie, um eine schnelle und optimale Versorgung sicherzustellen.
Es gibt verschiedene Verfahren zur Wiederherstellung der Darmdurchblutung. Dazu gehören die offene chirurgische Entfernung des Blutgerinnsels aus der Darmschlagader (Thrombembolektomie) mit lokaler Gefäßrekonstruktion. Auch minimalinvasive (endovaskuläre) Verfahren zur Entfernung des Gerinnsels können angewendet werden, wie zum Beispiel Katheteraspiration, Thrombolyse oder Angioplastie mit der Platzierung eines Stents. Aufgrund des raschen Voranschreitens eines akuten Darmschlagaderverschlusses und der häufigen Notwendigkeit bereits abgestorbene Darmabschnitte zu entfernen, werden oftmals offene Operationen angewendet.
Chronische mesenteriale Ischämie
Chronische Verschlussprozesse der Darmschlagadern durch Arteriosklerose können wiederholt auftretende Bauchschmerzen verursachen, die in der Regel nach dem Essen auftreten. Diese Schmerzen gehen oftmals mit ungewolltem Gewichtsverlust und Durchfall einher. Aufgrund der Beteiligung mehrerer Schlagadern an der Darmdurchblutung (Truncus coeliacus, Arteria mesenterica superior und Arteria mesenterica inferior) sowie des schleichenden Verlaufs bleibt die chronische Verengung einer einzelnen Darmschlagader oft unbemerkt und erfordert keine invasive Behandlung.
Bei chronischen Verschlüssen mehrerer Darmschlagadern hingegen und dadurch bedingten Symptomen einer chronischen Minderdurchblutung des Darms (Gewichtsverlust, Durchfall, Bauchschmerzen nach dem Essen) werden heute in der Regel minimalinvasive (endovaskuläre) Therapieverfahren eingesetzt. Dabei wird die Darmschlagader mit einem Ballon erweitert, und es wird ein Gefässstütze (Stent) eingesetzt. Die offene chirurgische Wiederherstellung der Darmschlagadern mittels Bypass hat aufgrund ihrer langfristig guten Ergebnisse, insbesondere im Falle wiederkehrender Beschwerden, einen hohen Stellenwert.
Eine besondere Form stellt das sogenannte "Ligamentum arcuatum- oder Dunbar-Syndrom" dar. Hierbei handelt es sich um eine Einengung einer der drei Darmschlagadern (Truncus coeliacus) durch ein bindegewebiges Band des Zwerchfells (Ligamentum arcuatum). Bei der Diagnosestellung spielen neben der Anamnese und körperlichen Untersuchung bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomographie sowie Katheteruntersuchung (Angiographie) zur Darstellung der Darmschlagadern eine Rolle. Als Behandlungsoption kann eine chirurgische Spaltung des Ligamentum arcuatum in Erwägung gezogen werden.